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Dienstag, 21. Mai 2013

Der erste Montag ueber den ich mich freue :)

Montaaaaag! Ja, ich weiss, normalerweise freut man sich nicht ueber Montage. Vor allem wenn man wie ich eher ein Garfield ist, was Montage betrifft. Aber heute bin ich mit so viel Elan aus dem Bett gehuepft, weil ich genau wusste, dass heute etwas tolles ansteht: Ein Besuch in der neu eroeffneten Central Library in Liverpool. Dazu muss man sagen, dass die wirklich ewig an dem Gebaeude herumgebaut haben. Es war auch sehr viel zu machen, da vieles nicht mehr sicher (oder einfahc nur haesslich) war. Aber hauptsaechlich wurde die Bibliothek renoviert, weil sie in der Brownlow Street steht. Links daneben steht das World Museum Liverpool und rechts daneben die Walker Art Gallery, die beide in den letzten Jahren von Grund auf erneuert wurden - und mittendrin die arme kleine (...) Bibliothek, die man anscheinend vergessen hatte. Also hat man sich in den letzten Jahren ordentlich Muehe gegeben um die Madam wieder aufzuhuebschen - und meiner Meinung nach hat das sehr gut funktioniert! Das ist "nur" der Lesesaal, den man hier von aussen sieht. Das eigentliche Gebaeude ist 4 Stockwerke hoch, mit einer Aussichtsplattform von der man fast ganz Liverpool sehen kann. Als ich reinkam, war ich erstmal baff. Die erste Bibliothek die ich kenne, die eine Rolltreppe fuer in den ersten Stock hat! Im Erdgeschoss steht uebrigens hauptsaechlich Belletristik, untergliedert in alle nur denkbaren Sparten. Da gibt es Comics, Jugendliteratur, Erwachsenenliteratur, Erwachsenenliteratur Horror und Science Fiction, Liebesromane und und und... Ich hab allein eine Stunde gebraucht, um mich durch die verschiedenen Buchtitel unten zu lesen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich mindestens ein Jahrzent braeuchte, bis ich alle Buecher, die mich interessieren, gelesen haette. Als ich dann nach und nach die einzelnen Stockwere abklapperte fiehl mir auf, dass hier wirklich alles steht, was das Herz begehrt, sogar Archivalien! Die besonders Wertvollen wurden in Glasvitrinen ausgestellt, zum Beispiel der hier gezeigte Brief von Paul McCartney als er 10 war. Ausserdem stehen hier auch saemtliche Schifffahrtsverzeichnisse von Liverpool, sodass man nachvollziehen kann, wer wann ueber See nach England kam. Lustigerweise gibt es hier auch ein Buch, in dem man nachgucken kann, ob die Vorfahren in kriminelle Machenschaften verstrickt waren (jedenfalls soweit sie gefasst wurden). Auch sind hier Mikrofiche- und film lesegeraete vorhanden, die der Kunde selbst bedienen kann (und die sehen wirklich retro aus - huebsches Flair!). Am Schoensten fand ich aber den alten Lesesaal. Hier wurde von Grund auf ALLES renoviert, was man in die Finger bekam, und hier riecht es trotzdem noch nach sehr alten Buechern. Ich mag diesen Geruch :) Der Raum ist rund und alle Waende sind mit Buechern vollgestellt, die man sogar lesen darf. (Wer hier jetzt schmunzelt sollte wissen, dass vor der Renovierung dicke Glasscheiben vor den Buechern waren, sodass niemand die Buecher anfassen konnte). Hier sitzen alle Arten von Leuten, Studenten die lernen wollen, Professoren die recherchieren, alte Menschen die einfach nur in Ruhe ihre Zeitung lesen und auch Hausfrauen, die sich in einen Sitz gekuschelt haben und in einem Roman schmoekern. Und jetzt gibt es noch ein bisschen was kulturelles, da die Bibliothek einen grossen Schatz aufbewahrt: Birds of America von James Audubon. Das ist ein ein Meter hohes Buch, in dem der Kuenstler Tiere gemalt hat, die er vorher eigenhaendig umgebracht hatte (mir faellt hier kein nettes Wort dafuer ein), um sie zu malen. Es sind wirklich tolle Bilder, detailgenau und huebsch anzusehen. Das Buch selbst hat einen Goldschnitt und es gibt es nur noch 120 Mal auf der ganzen Welt. Deshalb ist es auch ueber 1 Million Pfund wert. Natuerlich ist es deshalb in einer Vitrine ausgestellt, die einmal pro Woche geoeffnet wird, um eine Seite umzublaettern und so jede Woche ein neues Bild zu praesentieren. Wer nicht so lange warten will, kann aber am elektronischen Pult alle abfotografierten Bilder sehen und auch etwas ueber den Kuenstler erfahren. Nach meinem 3 Stunden dauernden Besuch (ich wollte einfach nicht mehr gehen), ging es dann nachmittags zu einem Meeting in der Harold Cohen Library. Dort wurde ein neues Computersystem vorgestellt, das die Professore, Studenten etc. benutzen koennen (wohl eher sollen), um eine intelligente Leseliste zu schaffen. Der Gedanke dahinter: Ein Professor haelt eine Vorlesung. Alles, was man an Buechern, Zeitschriftenartikeln und so weiter braucht, wird als Onlinelink auf diese Seite gestellt, sodass man direkt zu dem benoetigten Buch gelangt. Wenn es in der Bibliothek vorhanden ist, kann man es so gleich reservieren. Ist es ein Artikel, der online verfuegbar ist, kann man ihn direkt lesen oder sich herunter laden. Dadurch wird den Studenten unnoetiges und nervenaufreibendes Suchen erspart und den Bibliothekaren wird das Bestellen der gewuenschten Buecher vereinfacht. So wissen sie naemlich genau, welche Auflage (oder aehnliches) der Professor haben moechte, denn wie wir doch fast alle wissen, kann da schon einmal was verloren gehen. Oder vergessen. Oder aus reiner Faulheit einfach nicht hinzu gefuegt. Soll ja alles schon vorgekommen sein. Jedenfalls finde ich dieses System sehr praktisch, und man koennte sich da doch tatsaechlich mal ein Beispiel an den Englaendern nehmen. Ich wuensche euch noch einen tollen Dienstag, meinen KollegInnen aus der Uni einen schoenen Ausflug (und den daheim gebliebenen nicht soviel Arbeit) und ich schreib euch heute Abend wieder. See ya later!

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